In autogerechten Städten sind Autofahrer*innen am sichersten unterwegs, während Personen zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit Rollator, im Rollstuhl, Senior*innen und Kinder im Straßenverkehr weniger sicher sind. Letztere werden im Verkehrskontext manchmal als „schwächere Verkehrsteilnehmer“ bezeichnet. Diese Bezeichnung spiegelt die Priorisierung des Verkehrswesens wider, in der das Recht des Stärkeren (= Auto) herrscht.
Zwischen Autofahrenden selbst gibt es genderspezifische Unterschiede in den Sicherheitsanforderungen. Bei Crashtests für Autos werden Testpuppen benutzt, die sich an einem durchschnittlichen Männerkörper orientieren. Puppen mit „weiblichen“ Attributen und z.B. geringerer Körpergröße werden oft nur auf dem Beifahrer*innensitz getestet. Dadurch steigt die Gefahr von Verletzungen für alle, die von dieser vermeintlichen Norm abweichen. Für sie ist das Risiko schwer verletzt zu werden 47 % höher als das eines Mannes, das Risiko einer mittelschweren Verletzung ist um 71 % erhöht (vgl. den Artikel https://www.womeninmobility.org/femalemobility).
Zugleich hat Sicherheit auch etwas mit angelerntem Verhalten, Normen und Rollen zu tun. Männer sind häufiger Verursacher von schweren und tödlichen Unfällen im Verkehr, dasselbe gilt für Trunkenheit am Steuer, Raserei oder Falschparken. Der Überblick von Changing Cities fasst die wichtigsten Daten zusammen. Wie die #automacho Kampagne von Changing Cities verdeutlich werden FLINTA Personen von Männern im Straßenverkehr aggressiv und sexistisch beleidigt.
Der Mangel an Sicherheit ist ein großes Thema für Personen, die von sexistischer und rassistischer Diskriminierung und Gewalt betroffen sind. Sie alle haben ein größeres Bedürfnis nach Sicherheit im öffentlichen Raum und im ÖPNV sowie nach angemessenen Mobilitätsangeboten. Denn der Mangel an Sicherheit wirkt sich auf die Möglichkeiten, mobil zu sein, stark aus. Barrieren, Hürden oder Angst können dazu führen, dass Personen auf Wege, die sie eigentlich zurücklegen wollten, verzichten, oder größere Umwege, Angstgefühle und Unsicherheit in Kauf nehmen müssen, um diese Wege zu bestreiten. Es gibt also große Hindernisse beim Zugang zu Mobilität. Fehlende Sicherheit bedeutet weniger Zugang und weniger Möglichkeit für Mobilität und somit weniger Möglichkeiten der Teilhabe am öffentlichen Leben, Freizeitmöglichkeiten, Erwerbstätigkeit…. Sicherheit ist somit ein wesentlicher Faktor von Chancengleichheit!