Der 28. April ist internationaler Tag gegen Lärm (International Noise Awareness Day). Damit wird auf das Problem Lärm und dessen soziale und gesundheitlichen Folgen aufmerksam gemacht.

Unsere Ohren nehmen permanent Schall wahr, selbst im Schlaf. Schall wird zu Lärm, wenn er Störungen, Beeinträchtigungen oder Schäden hervorruft. Zu viel Schall, also zu viel Lärm, wirkt sich negativ auf unsere physische und psychische Gesundheit aus. Die Folgen können verringerte Konzentrationsfähigkeit, Stress, beschleunigte Alterung des Herz-Kreislauf-Systems, erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Bluthochdruck, Schlafstörung, psychische Belastungen sein.

Ein großer Teil der Lärmemission geht auf den Straßenverkehr zurück. Aus einer Studie des UBA geht hervor, dass mehr als die die Hälfte der deutschen Bevölkerung sich durch Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt fühlt.[i] Ein für die Gesundheit verträglicher Geräuschpegel liegt bei 55 Dezibel(A). In einer ruhigen Wohnstraße liegt die Lautstärke bei 40 dB(A), ein PKW mit 50 km/h erreicht bereits einen Wert um 70 dB(A). Ab einem Tagesmittelwert von 65 dB(A) können Auswirkungen auf die Gesundheit festgestellt werden. Bei einer Dauerschallbelastung ab einer Lautstärke von 85 dB(A) können die Hörzellen des Ohres dauerhaft zerstört werden.[ii] Es gibt in Deutschland keine generelle Regelung zum Schutz vor Straßenverkehrslärm. Nur beim Neubau oder einer wesentlichen Änderung einer Straße sind zum Lärmschutz Immissionsgrenzwerte festgelegt.

Was hat Lärmemissionen aber nun mit Gender und Mobilität zu tun?

Neben individuellem Lärmempfinden wirkt sich Lärm besonders negativ auf Schwangere, Mütter nach einer Geburt, Kinder, ältere Menschen und Kranke aus. Es gibt wenige genderdifferenzierte Studien in diesem Bereich, aber diese weisen darauf hin, dass auch bei den Gesundheitsauswirken eine genderspezifische Analyse wichtig wäre, um die Risikofaktoren nach Geschlecht besser bewerten zu können. So scheint das Herzinfarktrisiko bei Männern im Vergleich größer zu sein, wenn sie längere Zeit Straßenlärm ausgesetzt sind, und steigt mit zunehmenden Lärm.[iii]

Weitere Studien, zeigen, dass Haushalte mit geringem Einkommen und Ressourcen häufig an Orten leben, die stark von negativen Umwelteinflüssen betroffen sind. Da das Einkommen von FLINTA* durchschnittlich geringer ist und sie einem höheren Risiko von Altersarmut ausgesetzt sind, sind sie auf günstigen Wohnraum angewiesen. Besonders Alleinerziehende (mehrheitlich FLINTA Personen) wohnen häufiger in Wohngegenden, die von Lärm betroffen sind – häufig, weil sie in einer Krisensituation schnell bezahlbaren und ausreichend großen Wohnraum mit guter Verkehrsanbindung brauchen. Auch bei der Lärmbelastung spielt die soziale Frage also eine Rolle. Und auch hier gibt es eine Genderdimension![iv]

Gendergerechte Mobilität bedeutet deshalb auch weniger Lärm.  Durch nachhaltige Mobilität entsteht weniger Straßenlärm – dies muss aber überall und für alle passieren, nicht nur in wohlhabenderen Gebieten.

*FLINTA bezeichent  Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre und trans Personen. Der Begriff umfasst alle Personen, die aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität patriarchal diskriminiert werden

[i] https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/umweltbewusstsein-in-deutschland-2018

[ii] https://www.vcd.org/themen/verkehrslaerm/

[iii] https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/377/publikationen/naromi2.pdf

[iv] Vgl. https://www.genanet.de/fileadmin/user_upload/dokumente/Infopool_Publikationen/genaS_3_Immissionsschutz.pdf