Radastrophe
Die Radastrophe bietet in einem feministischen Kulturzentrum in Wilhelmsburg eine offene Fahrradselbsthilfewerkstatt für FLINTA Personen an. Diese findet an wechselnden Wochentagen etwa alle 2-3 Wochen statt. Damit soll ein Raum zum begleiteten Fahrradschrauben ohne Cis-Männer geschaffen werden, in dem außerdem ganz pragmatisch Werkzeug zur Verfügung gestellt wird. Das Projekt will die Arbeit an den Fahrrädern niedrigschwellig ermöglichen und dabei zeigen, dass dies nicht immer kompliziert und mit vielen Fachbegriffen verbunden sein muss. Weitere Projektideen sind außerdem ein Schweißworkshop für FLINTA-Personen, um in Zukunft gemeinsam ein Lastenrad zu bauen.
Durchführende Organisationen/Initiativen:
Radastrophe Kollekiv, unterstützt vom feministischen Kulturzentrum Ria in Hamburg-Wilhelmsburg für die Räumlichkeiten
So werden Mobilitätswende, Gender und Chancengerechtigkeit zusammen gedacht
Es ist wichtig, einen Raum zu schaffen, an dem Fahrradschrauben in einem geschützten Rahmen für FLINTA-Personen stattfinden kann. Gerade dieser Gruppe wird in unserer Gesellschaft oftmals ein technisches Wissen bzw. Können, abgesprochen. Durch patriarchale Strukturen und Phänomene wie zum Beispiel „Mansplaining“ wird FLINTA-Personen der Raum genommen, selbst Erfahrungen beim Fahrradschrauben zu machen. Dies führt oft zu einer großen Unsicherheit in diesem Bereich bei FLINTA-Personen. Durch eigene Erfahrung und Austausch mit FLINTA-Personen und Menschen, welche die Fahrradwerkstatt nutzen, sowie öffentliche angeleitete Gesprächsrunden zu diesem Thema hat sich herausgestellt, dass bei vielen FLINTA-Personen eine große Unsicherheit und Angst vor Fehlern herrscht. Dass Menschen aber gerade aus Fehlern lernen, versuchen die Kollektivmitglieder in der Fahrradwerkstatt zu vermitteln. Denn auch klassisch männlich sozialisierte Personen mit einem besseren Zugang zum technischen Bereich machen zu Beginn (und auch später) Fehler. Das Projekt schafft einen Raum, in dem sich FLINTA-Personen technisches Wissen und Können aneignen können. Dies führt zu mehr Selbstbewusstsein in einem Bereich, der häufig von Cis-Männern dominiert wird. Die Arbeit in der Werkstatt wird daher als empowernd wahrgenommen. Dies wiederum führt zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit, auch in technischen Bereichen.
Der Fokus des Projekts liegt vor allem auf dem Bewusstwerden und Sichtbarmachen patriarchaler Strukturen und Diskriminierungsformen, wie zum Beispiel Sexismus, Transfeindlichkeit, Homophobie. Das Kollektiv sowie die Nutzer*innen der Fahrradwerkstatt sind zurzeit mehrheitlich weiß und akademisiert. Die Mitglieder haben vor, sich mehr mit Anti-Rassismus, Critical Whiteness, Klassismus und ihrer eigenen Position zu beschäftigen, um die Fahrradwerkstatt noch zugänglicher zu gestalten.
So baut das Projekt Barrieren zum Zugang und den Nutzen von Mobilität ab
Wenn Menschen (FLINTA-Personen) lernen ihr eigenes Fahrrad selbst zu reparieren, verändert sich auch die Beziehung zu der Mobilitätsoption „Fahrrad“. Wenn ich weiß, wie grundlegende Dinge beim Fahrrad (z.B. Bremsen, Schaltung) funktionieren oder das Wissen habe, einen Platten zu flicken, kann ich mich viel sicherer fühlen, wenn ich allein mit dem Fahrrad unterwegs bin.
Durch die Erfahrung des gemeinsamen Lernens und Fehlermachens wird das Selbstbewusstsein von FLINTA-Personen, die die Werkstatt nutzen, gestärkt. Diese Erfahrung ist auch auf andere Lebensbereiche übertragbar, in denen es um Lernen und Aneignung von Wissen geht. So lassen sich ein selbstbewussterer Umgang im patriarchalen System und eine selbstbewusstere Reaktion auf zum Beispiel Mansplaining finden sowie allgemein Sicherheit in Werkstattkontexten erlangen.
Damit trägt das Projekt zu mehr Umweltschutz bei
Wenn mehr Menschen sich mit Fahrrädern beschäftigen und eine Begeisterung fürs Fahrradfahren entwickeln, trägt das zu einer klimafreundlicheren, umweltgerechteren Mobilität bei.
Diese Formen von Beteiligung und Partizipation gibt es in dem Projekt
Die Fahrradwerkstatt wird von einem hierarchielosen offenen Kollektiv organisiert. Jede*r kann sich einbringen und mitmachen.