Safer Cities – Sichere Städte für Mädchen
„Safer Cities – Sichere Städte für Mädchen“ ist ein gemeinsames Projekt von Plan International, Women in Cities International und UN-HABITAT, das bereits in mehreren Metropolen dieser Welt (z.B. in Delhi, Kampala, Kairo, Lima, Nairobi und Sydney sowie in mehreren Städten Belgiens und Spaniens) durchgeführt wurde und derzeit in Hanoi sowie in Assuit und Alexandria durchgeführt wird. Es klärt Mädchen und Frauen über ihre Rechte und Chancen auf und unterstützt sie dabei, den wachsenden Risiken geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Gewalt in Städten besser begegnen zu können. Ziel ist, den Mädchen und Frauen einen sicheren und uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen Bereichen, wie z.B. Bussen und Märkten, zu ermöglichen und ihnen Gehör bei der lokalen Regierung und der Stadtplanung zu verschaffen. Zu den Projektaktivitäten gehören u.a. sogenannte „Safety Walks“ („Sicherheitsspaziergänge“), bei denen gemeinsam unsichere Wege und Plätze in der Heimatstadt identifiziert und den Behörden gemeldet werden. Zudem führte Plan International im Frühjahr 2020 die Befragung „Safe in the City?“ zur gefühlten Sicherheit in deutschen Großstädten durch. Knapp 1.000 Teilnehmerinnen setzten dazu auf interaktiven Städtekarten so genannte “Pins“ (Markierungen) an Orte, die sie als sicher oder unsicher erlebt hatten. Das Ergebnis: Kaum eine Frau fühlt sich sicher, wenn sie in Hamburg, Berlin, Köln oder München unterwegs ist.
Durchführende Organisationen/Initiativen:
Plan International, Women in Cities International und UN-HABITAT
So werden Mobilitätswende, Gender und Chancengerechtigkeit zusammen gedacht
In vielen Städten der Welt sind Mädchen geschlechterspezifischer Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Belästigungen gehören für sie zum Alltag und erschweren Alltagsmobilität. Durch das Projekt „Safer Cities“ lernen sie, sich gegen Belästigungen in ihren Gemeinden stark zu machen. Das Projekt will gesellschaftlichen Normen verändern, die junge Menschen und insbesondere Mädchen daran hindern, ihre Rechte zu verwirklichen. Deshalb werden Mädchen und junge Frauen im Alter zwischen 13 und 24 Jahren dazu ermutigt, aktiv zu werden und sich gemeinsam für einen Wandel in der Gesellschaft einzusetzen. Unterstützung erhalten sie dabei von Jungen und Männern im gleichen Alter. So sollen Geschlechtergleichheit, die Sicherheit von Mädchen und Frauen in Städten und ihre Beteiligung an öffentlichen Entscheidungsprozessen gefördert werden.
Diese Formen von Beteiligung und Partizipation gibt es in dem Projekt
Um herauszufinden, wo genau und warum Mädchen und Frauen sich in ihrer Stadt sicher oder unsicher fühlen, hat Plan International Deutschland zusammen mit der Hamburger Agentur Ubilabs im Januar 2020 die „Safer Cities Map“ entwickelt. Über das digitale Mapping-Tool konnten die Teilnehmenden anonym mithilfe eines beweglichen Pins Orte auf Google-Maps-basierten Stadtkarten der vier ausgewählten deutschen Großstädte markieren und als positiv (sicher) oder negativ (unsicher) bewerten. Da bei der Befragung explizit das Sicherheitsgefühl von Mädchen und Frauen im Fokus stand, wurden auf den Karten nur markierte Orte von Teilnehmenden angezeigt und ausgewertet, die als Geschlecht „weiblich“ oder „divers“ angegeben haben. Die online frei zugänglichen Karten wurden auf vielfältigen Wegen verbreitet, um möglichst diverse Erfahrungen widerzuspiegeln; über diverse Online-, TV-, Hörfunk und Printmedien, Multiplikator*innen in Bereichen wie Stadtverwaltungen, Organisationen, Verbänden oder öffentlichen Institutionen. Um den teilnehmenden Mädchen und Frauen die Chance zu geben, ihre Probleme und Sorgen zu äußern und die Ergebnisse nicht durch vorgegebene Antworten oder Kategorien einzuschränken, wurde ganz bewusst auf eine Auswahl vorgegebener Begründungen via Multiple Choice zur Bewertung eines Ortes verzichtet.
Die hohen Beteiligungsraten an den Umfragen und der Inhalt der Kommentare, die sie sowohl auf den Stadtkarten in Kampala, Delhi, Madrid, Lima und Sydney als auch auf der „Safer Cities Map“ für die deutschen Großstädte hinterlassen wurden, zeigen, dass Mädchen und Frauen über ihre Erfahrungen sprechen und gehört werden wollen.
So baut das Projekt Barrieren zum Zugang und den Nutzen von Mobilität ab
Die Umfrageergebnisse haben gezeigt: Mädchen und Frauen fühlen sich in deutschen Großstädten nicht sicher. Aus Angst, ihnen könnte etwas passieren – oder gar der Erfahrung – meiden sie bestimmte Gegenden – wenn nicht ganz, dann zumindest zu bestimmten Tag- bzw. Nachtzeiten – und nehmen Umwege in Kauf, um sicher zu ihrem Ziel zu gelangen. Im Vergleich mit den Ergebnissen aus der internationalen Befragung von Plan International wird deutlich: Die Bewegungsfreiheit von Mädchen und Frauen im öffentlichen, großstädtischen Raum ist eingeschränkt, nicht nur in Ländern wie Indien, Peru oder Uganda, sondern auch in Deutschland. Fehlende Gleichberechtigung ist also unabhängig von Kultur, Sprache und Geografie ein Problem in allen Großstädten dieser Welt. Dabei scheint es kaum einen Unterschied zu machen, ob Mädchen und Frauen sich in scheinbar gefährlicheren Städten wie Kampala, Delhi und Lima aufhalten, oder in vermeintlich sicheren und touristisch beliebten Metropolen wie Berlin, Hamburg, Sydney oder Madrid. Sexismus in Großstädten ist in Deutschland genauso verbreitet. Die persönliche Freiheit und Unabhängigkeit, die Großstädte weltweit so attraktiv machen, stehen für Mädchen und Frauen demnach nur eingeschränkt zur Verfügung. Sie sind mit Problemen konfrontiert, die für Jungen und Männer oft keine oder zumindest eine geringere Rolle spielen. So ist die Großstadterfahrung von Mädchen und Frauen eine andere als die von Jungen und Männern. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, wie Großstädte für Mädchen und Frauen sicherer werden können. Es gibt mehrere Lösungsansätze, die parallel verfolgt werden müssen: So könnten konkrete städtebauliche Maßnahmen helfen, das Sicherheitsgefühl zu verbessern. Folgt man den Angaben der Befragten auf der „Safer Cities Map“, ließe sich beispielsweise fehlende oder mangelnde Beleuchtung durch das Aufstellen von Straßenlaternen lösen. Ebenso könnten uneinsichtige Ecken in Parkanlagen durch das Kürzen hochgewachsener Sträucher und Büsche überschaubarer werden – und damit die gefühlte Sicherheit erhöhen. Der Schlüssel, um Städte zukünftig sicherer und inklusiver zu gestalten, ist bei allen Maßnahmen die Beteiligung von Mädchen und Frauen an der Planung. Denn diese Befragung hat deutlich gemacht, dass Mädchen und junge Frauen auch in deutschen Großstädten täglich sexuell belästigt, verfolgt, bedroht und beleidigt werden. Sie sind gezwungen, ihr Verhalten anzupassen, um Belästigungen zu vermeiden. Wenn Frauen sich nicht sicher in ihrer Stadt bewegen können, hat das nicht nur Auswirkungen auf ihr persönliches Leben und schränkt sie in ihrer Freiheit ein – es ist auch ein Ausdruck für fehlende Gleichberechtigung.
Damit trägt das Projekt zu mehr Umweltschutz bei
Wenn sich das Sicherheitsgefühl von Mädchen und Frauen in den Großstädten zum Positiven verändert, hat das auch einen Einfluss auf die Wahl der Verkehrs- und Fortbewegungsmittel. Wird alles daran gesetzt, dass Mädchen und Frauen sich künftig in ihren Städten sicherer fühlen und sich freier bewegen können, werden auch nachhaltige Fortbewegungsmittel wie der öffentliche Nahverkehr, das Fahrrad oder Fußwege häufiger genutzt.